Frau aller Völker - Mutter der Kirche

Einleitung
Nicht wenige stellen die Frage: Ist die katholische Marienverehrung nicht überzogen, verdrängt sie womöglich den Blick auf den dreifaltigen Gott? in öumenischen Gesprächsrunden wird diese Frage auf jeden Fall gestellt, selbstverständlich können gläubige Juden und Anhänger des Islam mit unserer Marienverehrung nur sehr ganz wenig Verständnis zeigen bzw. lehnen eine derartige Verehrung ab und bezeichnen sie sehr schnell, auch evangelische Christen, als "Anbetung" eines Menschen. Wir brauchen deartigen kritischen Fragestellungen nicht aus dem Weg gehen, dürfen sie auch von vornherein nicht einfach ablehnen, sondern müssen uns derartigen Anfragen und Zweifeln fanz fair und gerecht stellen, wobei wir die christliche, die katholische Warheit nicht verleugnen dürfen. Derartige gegensätzliche Auseinandersetzungen sind nicht leicht, dürfen aber nicht unterschlagen werden mit dem möglichen Argument: Eine Marienverehrung von gestern oder vorgestern, vielleicht noch gehörig zum verspäteten Mittelalter!


Erfahrungen bzw. Botschaft aus den Evangelien
Der Bote Gottes lehnt diese kritische Anfrage keineswegs ab, sondern geht ganz sachgerecht darauf ein in dem er feststellt, dass das Kind, das dieses Kind Jesus (Gott will das Heil) nicht von einem männlichen Partner kommt, sondern aus der Kraft des schöpferischen Geistes Gottes gezeugt wird und deshalb auch Sohn Gottes genannt wird. Ein Liebesbündnis, das der unsichtbare Schöpfergott stellvertretend in einer Frau für das gesamte Menschengeschlecht neu anbietet. Ein Bündnis, das bestehen bleibt für ewige Zeit und von Gott niemals zurückgenommen wird.
Auf diese sehr klare und zugleich herrausfordernde Aussage in Bezug auf die Anfrage Marias kann Maria antworten - auch als Kennerin der prophetischen Weissagungen - dass sie bereit sei, dieses Angebot anzunehmen und nach dem Liebeswillen Gottes zu handeln. Ihr Verlobter Josef hatte den Vorsatz, sich von dieser Frau, die ein Kind erwartete und das nicht von ihm gezeugt worden war, in aller Stille, d.h. mit einer großen inneren Enttäuschung zu verlassen.
Josef geht aber auch auf das Angebot Gottes ein, indem ihm von einem Boten des Herrn gesagt worden ist, das Kind und seine Mutter anzunehmen, es stamme aus der Kraft des hl. Geistes und er solle ihm den Namen Jesus geben (vgl Mt 1,18-25).
Weiterhin regt es zum Nachdenken an, dass Maria vor der Geburt des Kindes sich zu ihrer Verwandten Elisabeth, der Mutter Johannes des Täufers zurückzog. Von ihrer Umgebung wurde sie wegen ihrer Schwangerschaft nicht achtungsvoll angesehen sondern eher in den Verdacht gebracht, sie habe Josef nicht die Treue gehalten. Hätte sie anderen Menschen ihrer näheren Umgebung sagen können, von wem dieses Kind stamme? Elisabet erkennt, dass ihre Verwandte Maria (Miriam - "Morgenstern, Hoffnungszeichen") ein Kind erwartet, das aus der Liebe Gottes gezeugt ist und das Maria deshalb unter allen Frauen der Erde zu achten sei, weil sie das Liebesangebot Gottes angenommen habe. (vgl. Lk 1,39-56)


Die Geburt Jesu
Ursprünglich ist für die Christenheit "Weihnachten" das Geburtsfest von Jesus Christus. Es stellt sich die Frage, ob sich alle Menschen im sogenannten noch christlichen Europa dieser Wirklichkeit bewusst sind. Wird Weihnachten nicht vielfach als Familienfest gefeiert - zu Recht! - ohne sich darüber gewusst zu sein, dass durch die Geburt Jesu Christi des menschlichen Kindes von Maria und stammend aus der schöpferischen Kraft des hl. Geistes eine untrennbare Verbindung zwischen Gott und uns Menschen eingetreten ist? Jesus ist nicht in einem Schloss, auch nicht in einem Luxushotel geboren worden, sondern in einem Stall unter Tieren un Verbindung mit unserer Erde.
Einfache Menschen, nämlich Hirten haben der Botschaft dieser Nacht geglaubt und sind auf den Verweis der Engel zu diesem Stall gegangen, um einen Neuanfang in der Liebe zwischen Gott und uns Menschen zu erleben. Auch die beiden alten Menschen Simeon und Hanna haben um Tempel von Jerusalem bei der sogenannten Darstellung Jesu - Opferung des Kindes - an diese unverlierbare Zeugnis der Liebe Gottes geglaubt.
Sterndeuter sind von weit hergekommen auf der Suche nach Wahrheit, wurden vom König Herodes und dessen Schriftgelehrten und Pharisäern abgelehnt und haben dann doch in diesem Kind die fleischgewordene Wahrheit der Liebe und des Lebens gefunden.
Keineswegs ist alles einfach und geradezu selbstverständlich verlaufen. Maria und Josef mussten mit dem Kind auf die Flucht gehen; sie waren durch den "Mordbefehl" des Königs Herodes gezwungen ins Ausland, nach Ägypten, zu fliehen.
Jesus ist in Nazareth bei Maria und Josef, nach dem Tod Herodes, als Kind und Jugendlicher aufgewachsen und hat nicht zuletzt auch seinen Eltern eine große Sorge bereitet, da er als Jugendlicher bei der Wallfahrt nach Jerusalem nicht mit anderen Jugendlichen zurückgekehrt ist, sondern von Seiten der Mutter und des Pflegevaters Josef "unerlaubt" im Tempel geblieben ist. "Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht das ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?" (vgl. Lk 2, 41-52)


Maria unter dem Kreuz
Was ist aus der Verheißung geworden, dass er Sohn Gottes sei und dass seine Herrschaft kein Ende haben werde? Die Apostel, ausgenommen Johannes, haben sich von Jesus losgesagt! Einer hat ihn durch einen "Kuss" verkauft; der andere hat geleugnet, dass er diesen Jesus jemals gesehen, geschweige denn gekannt habe. Alle, ausgenommen Johannes, haben sich zurückgezogen, haben sich versteckt und aus tiefster Enttäuschung mit diesem Jesus nichts mehr zu tun haben wollen. Wie alle anderen Menschen damals in ihrem Volk waren sie der Überzeugung: "Verflucht der Gepfählte!" Wer so zugrunde gehen muss, den hat Gott nicht nur im Stuch gelassen, sondern den hat Gott bestraft!
Bei dem Geschehen der Kreuzigung zeigt sich, dass die Frauen (Maria, deren Schwester und Maria Magdalena) stärker sind als die Männer, ausgenommen Johannes, der in einer persönlichen tiefen Verbundenheit mit Jesus standgehalten hat.
Es bleibt die Frage: Welche Gedanken, welche innerste Stimmung hatte Maria beim Stehen unter dem Kreuz und als ihr nach der Kreuzigung der Leichnam diese "Sohn Gottes" auf den Schoß gelegt worden war?
Wer dieses Geschen wirklich glaubt, warum sollte daran gezweifelt werden, kann nur innerst ergriffen sein über den Glauben dieser sogenannten auserwählten Frau, die als Mutter eines Verbrechers unter dem Schandholz des Kreuzes steht.
Mit dieser unglaublichen Haltung legt Maria das Zeugnis ab, dass Gott diejenigen nicht im Stich lässt, die sich nicht nur in guten, sondern auch in schwierigsten Lebenssituationen auf diesen Gott verlassen! (vgl. Joh 19, 16b-42)
Mit der Grablegung, mit dem Verschließen eines Felssteines des Grabes, schien alles aus und vorbei. "Hoffnung ist trügerisch!"


Maria - Mutter der Kirche
Nach der Erfahrung des leeren Grabes und der unterschiedlichen Begegnungen mit dem auferstandenen Christus ist Maria in der Gemeinschaft der Apostel und bittet um das Kommen des von ihrem gekreuzigten und auferstandenen Sohnes angekündigten hl. Geistes. (vgl. Apg 1, 12-14)
Maria ist gläubigem Vertrauen mit den Aposteln versammlt, in dem Vertrauen, dass der lebendige Christus zu seiner Verheißung steht. Im letzten unbegreiflich hat Jesus durch sine liebende Hingabe - nicht Böses mit Bösem vergeltend - durch seinen grausamen Kreuzestod mit der durchborten Seite, dem geöffneten Herzen, die Macht der Sünde (Wiederspruch gegen Gottes Liebe) und damit die Macht des Todes besiegt.
Der Geist Gottes erfüllt zum ersten Pfingstfest bis auf den heutigen Tag die Herzen der Apostel, die Herzen der Gläubigen mit der Liebe und dem Leben Gottes, den wir "Vater unser" zu Recht anrufen.
Durch ihren letztlich unglaublichen vertrauensvollen und hingabebereiten Glauben bis zur Grablegung des Sohnes zeigt sich Maria als die glaubenstreue Frau schlechthin. Durch ihr Vertrauen, durch ihre ungebrochene Liebe zum Liebesbündnis Gottes, ist sie für alle, die sich Christen nennen, ein wahrhaftiges Beispiel gläubigen Vertrauens und hingebungsvoller Liebe. Stellvertretend in seinem Jünger Johannes gibt Jesus sterbend am Kreuz nicht nur dem Johannes sondern uns allen seine Mutter als Mutter, die wir als "Kinder" auch als unsere Mutter ansehen und anrufen.
"Frau, siehe dein Sohn!" Dann sagte er zu dem Jünger: "Siehe, deine Mutter!" (vgl. Joh 19,25-27)